Einmalige Chance: Video-Live Chat mit Susan Elizabeth Phillips

susan elizabeth phillipsSusan Elizabeth Phillips gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen huvorvoller romantischer Romane. Unzählige Male standen ihre Werke auf Bestsellerlisten weltweit. Soeben veröffentlichte sie ihr neues Buch Cottage gesucht, Held gefunden. Herzerfrischend frech, turbulent – so geht es in ihren Romanen zu. Und immer drehen sie sich um Liebe und Leidenschaft. In ihrem neuen Buch ist Theo Harp ein einsiedlerisch lebender Schriftsteller mit einem Faible für schauderhafte Horror-Romane. Mit Annie Hewitt, einer vom Glück verlassenen Schauspielerin, die nur noch Puppentheater für Kinder spielt, sitzt er auf einer eingeschneiten Insel vor Maine fest …

Bevor die mehrfach ausgezeichnete Bestseller-Autorin mit Ihrem Buch in Deutschland auf Lesereise geht, beantwortet sie in einem Video-Live-Chat Ihre Fragen zu ihren Büchern, zu ihrem Leben, zum Schreiben … zu allem, was Sie interessiert. Sie können Ihre Fragen ganz einfach in Deutsch stellen, die Moderatorin übersetzt für Sie. Treffen Sie Ihre Lieblingsautorin jetzt online:

am 3. Mai 2015 von 17 bis 18 Uhr

Motto: Auf einen Kaffee mit Susan Elizabeth Phillips.

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Die vergessene Generation von Sabine Bode

vergessene generation kriegskinderViel erzählten mir meine Eltern nicht über den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach. 1945 war mein Vater zehn Jahre alt, meine Mutter acht. Sie lebten im Westen Deutschlands an der Grenze zu Frankreich und am Dorf führte eine Reichsstraße vorbei, über die Amerikaner und Franzosen die deutsche Wehrmacht zurückdrängten. Diese Straße wurde schwer bombardiert. Mein Vater und seine Freunde sahen tote Pferde, ausgebombte Fahrzeuge, Leichen von Soldaten, schweres Kriegsgerät, das unbrauchbar geworden war, an den Rückzugslinien der Deutschen liegen. Was diese Eindrücke bei ihm und seinen Freunden bewirkten, darüber sprach er nie. Auch nicht über seine Angst, wenn die alliierten Bomber über den Ort Richtung Rhein flogen und ihr Dröhnen im Keller des Elternhauses widerhallte. Aus Ludwigshafen waren stramme Nazis in sein Elternhaus einquartiert worden. Im Haus meines Großvaters, der als Arbeiter und Katholik Hitler und die Nazis ablehnte. Über dieses Zusammenleben ebenfalls kaum ein Wort. Meine Mutter scheint sich an gar nichts mehr erinnern zu können, außer dass ihr Vater im Krieg war und er erst zurückkehrte, als sie schon sieben Jahre alt war.

Was Kriegskinder prägte

Meine Eltern sind mit ihrem Schweigen über die Zeit des Zweiten Weltkrieges keine Einzelfälle, wenn ich Sabine Bode und ihrem Buch Die vergessene Generation glauben darf. Weil ihre eigenen Traumata gegenüber den Traumata der Naziopfer zurücktreten mussten, hätten die Kriegskinder ihre eigenen seelischen Nöte über Jahrzehnte weggeschlossen und mit sich herumgeschleppt. Sabine Bode bezeichnet diese Kinder als „stille Generation“, die sich nicht über ihr Schicksal beschwerte, Sicherheit suchte, Deutschland wieder aufbaute, Disziplin über alles hielt … Anpassung und Leistung waren die Werte dieser Generation. Die Verarbeitung der Schrecken des Krieges trat dahinter zurück.

Die Kriegskinder prägte vielfach die nazistische Erziehung: Kälte, Erziehung zu Härte und unbedingtem Gehorsam. Kein Wunder, dass diese Generation die Schrecken, die sie durchlebte, entweder herunterspielt oder sich ihrer nicht bewusst ist. Bis sie von ihnen eingeholt werden und im Alter Depressionen, Gedächtnisverlust oder posttraumatische Belastungsstörungen auftreten. Zwar sprach die deutsche Öffentlichkeit später über die Nazizeit, aber privat in den Familien wurde kaum darüber gesprochen.

Sabine Bode und die verlorene Generation

Sabine Bode will nicht Leid gegen Leid aufrechnen. Es geht ihr nicht um moralische Aufrechnung, sondern allein um das Aussprechen der Traumata unschuldiger Kinder im Krieg, die keine Täter waren. Sie verbrachten Nächte in Luftschutzkellern, wurden ausgebombt, auf der Flucht von Tieffliegern gejagt, sahen, wie Frauen, ihre Mütter vergewaltigt wurden, oder mussten hungern und in brennenden Städten um ihr Leben laufen. Anders als diese Kriegskinder meinten, haben ihnen diese Erfahrungen doch geschadet. Kein Kind ist hart wie Kruppstahl und auch eine kleine Preußin kann nicht alles ertragen. Jetzt, da diese Generation im Ruhestand lebt, kommen bei vielen unverarbeitete Ängste und Erinnerungen hoch, nachdem ihr bisheriges Leben von dem Satz geprägt war: „Sei froh, dass du überlebt hast und schau lieber nach vorne!“ Im Alter jedoch ist ein Überdecken der Kindheitstraumata durch Arbeit und Beruf nicht mehr möglich. Andere Kriegskinder können ihr verpfuschtes Leben nicht mit verdrängten Kriegserlebnissen in Zusammenhang bringen.

Weiterwirken des Zweiten Weltkrieges

Dabei wirken die Kriegserlebnisse der Kriegskinder bis in die Generation der in den 1960er Jahren geborenen Kinder hinein. Das Verhalten ihrer Eltern prägte auch sie. Hartnäckig halten sich die Spuren des Hitlerismus und Krieges in der Familiengeschichte. Vor allem dann, wenn niemand darüber spricht. Ich erinnere mich noch, meinen Teller leer essen zu müssen, auch wenn ich keinen Hunger mehr hatte. Und das Schulbrot wurde eingepackt, ob ich es wollte oder nicht. Und oft legten sich die Frustration und Resignation der Eltern über ihr eigenes emotional verkümmertes Leben, in dem Anpassung und Sicherheit die höchsten Werte waren, drückend auf das Gefühlsleben der in den 1960er Jahren geborenen Kinder.

Das Leseexemplar

leseexemplarDas Leseexemplar definiert der Duden als (noch ungebundenes) Exemplar eines Buches, das jemandem zugeleitet wird, damit er sich über den Text informieren kann. Es scheint einen deutlichen Unterschied zwischen Leseexemplar, Leseautomat, Lesebrille, Lesebuch, Lesedrama, Leseecke, Leseförderung, Lesefrucht und Lesefutter zu geben. Die genannten Begriffe definiert der Duden in eigenen Wörterbuch-Einträgen. An Brecht und Co. am Gymnasium geschult, betrachte ich den Unterschied zu einigen der genannten Begriffe kritisch. Ein Leseexemplar – ist das nicht auch ein Lesebuch? Sicher ist ein Leseexemplar doch auch Lesefutter und Leseförderung, oder? Und manchmal wird ein Leseexemplar auch ein Lesedrama sein, denke ich. Der Duden mag eine Institution sein, aber eine kritische Annäherung darf sein.

Falsche Meinungen zum Leseexemplar

Was ist ein Leseexemplar? Dieser Frage begegne ich in Foren und Frage-Antwort-Seiten. So lese ich: „Wisst ihr, was es bedeutet, wenn ich bei Ebay ein Leseexemplar kaufen kann? Gibt es die auch anderswo?“ Die Antworten und Vermutungen sind zahlreich.

Leseexemplare seien Neuerscheinungen, die an den Handel verschickt werden, um die Verkaufsfähigkeit besser abschätzen zu können. Als langgedienter Verlagsmitarbeiter kann ich sagen: Falsch. Zu 99 Prozent ist die Auflagenhöhe, die von einem Buchtitel gedruckt werden soll, festgelegt, wenn Leseexemplare verschickt werden. Leseexemplare, so heißt es anderswo, werden mit einem Stempel oder Eindruck „Leseexemplar“ entwertet, um einem schwunghaften Handel mit ihnen vorzubeugen. Stimmt. Meistens. Ich hatte jedoch Leseexemplare in der Hand, die der Verlag nicht auf die beschriebene Weise kennzeichnete. Eine weitere Antwort erklärt, Leseexemplare sind Vorabexemplare für Buchhändler, damit die sich über den Buchinhalt informieren können. Sie seien unverkäuflich, weil es sich um nicht vollständig korrigierte Texte handelt. Hier mischt sich Halbwahrheit mit Halbwahrheit. Richtig ist: Leseexemplare bekommen manche Buchhändler. Aber auch manche Feuilletonisten oder Buchblogger, damit sie den neuen Titel vor Erscheinen oder zum Erscheinen besprechen und ihn so bekannt machen. Leseexemplare müssen nicht Vorabexemplare sein. Oft zweigen sie Verlage von der regulären Auflage ab. Unverkäuflich sind sie nicht, wie der Ebay-Fall von oben zeigt. Aber sie sind gratis für die Menschen, denen sie ein Verlag schickt. Und ja: Manchmal handelt es sich um Texte, die noch nicht ihre endgültige Form gefunden haben. Jedoch nicht immer.

leseexemplarSelbst die deutschsprachige Wikipedia ist nicht 100%ig, wenn es um das Leseexemplar geht. Sie meint, ein Leseexemplar sei eine speziell erstellte Druckausgabe einer Buchveröffentlichung für Buchhändler und Literaturkritiker. Nein, nein, nein! Ein Leseexemplar muss keine eigens erstellte Druckausgabe sein! Und wenn die Wikipedia der Meinung ist, Leseexemplare seien meist von geringer wertiger Ausstattung als die eigentliche Druckausgabe, fehlt mir dafür der Beweis. Meine Erfahrung ist eine andere. Druckausgaben müssen Leseexemplare heute übrigens ebenfalls nicht mehr sein. Digitalen Leseexemplaren begegne ich immer wieder. In diesem Fall spricht die Verlagswelt von kostenlosen E-Book-Downloads für Rezensenten. Einige Verlage bieten Gratis-Downloads in ihrem Pressebereich an. Leseexemplar-Anforderer bekommen einen persönlichen Download-Link für das E-Book.

Das Leseexemplar für jeden

Im Internet sind Ratgeber-Seiten zu finden, die den Eindruck erwecken, Leseexemplare seien kinderleicht zu bekommen. Man bräuchte sich nur „verstärkt“ mit Literatur zu beschäftigen, um einen Verlag zu erweichen, einem ein Leseexemplar zukommen zu lassen. Schön höflich schreiben, Wunschbuch konkret benennen und die eigenen Daten angeben. Am besten die Pressestelle des Verlags anschreiben. Einfach als Testleser bewerben oder an Verlosungen für Vorabexemplare teilnehmen, die Verlage danken es Ihnen und freuen sich, wenn Sie Ihnen gratis ein Leseexemplar schicken dürfen. Seriöse Internetratgeber schreiben über das Thema, wie kann ich lesen ohne zu bezahlen, wenigstens noch dazu: Verlage sind eher bereit, ein kostenloses Buch zu schicken, wenn man einen bereits etablierten Literaturblog oder ähnliches nachweisen kann.

Leseexemplare für Multiplikatoren

Do ut des. Aus dem Lateinischen übersetzt: Ich gebe, damit du gibst. Dieses Prinzip steht hinter der Leseexemplare-Idee. Leseexemplare sind Mittel des Verlagsmarketings. Verlage versuchen mit ihnen Literaturvermittler zu erreichen, so genannte Multiplikatoren, über die sie ihre Zielgruppe ansprechen und ihre Neuerscheinungen bekannt machen können. Leistung nur gegen Leistung. Das Leseexemplar mag gratis zu bekommen sein, die Kosten des Verlags muss der Literaturkritiker jedoch mit seiner Rezension und seinen eigenen Lesern bezahlen. Leseexemplare sind keine Freiexemplare. Freiexemplare? Ja, Freiexemplare verschicken Verlage ebenfalls. Freiexemplare sind keine Leseexemplare. Dazu aber in einem anderen Buchwissen-Beitrag mehr.

Bei Weltbild können Sie als Testleser zwar keine Leseexemplare anfordern, aber trotzdem gratis lesen!

 

Basenfasten: Allzu sauer macht nicht lustig

basenfastenBasenfasten gilt als eine Art des Heilfastens und der Gesundheitsprävention. Versprochen wird, dass sich beim Basenfasten jeder satt essen kann. Deshalb bezeichnen Fachleute das Basenfasten als milde Fastenform. Es soll einfach und ohne unangenehme Nebenwirkungen sein. Im Gegenteil: Weder wird der Stoffwechsel strapaziert noch fehlen Nährstoffe. Und das Gute: Basenfasten führt zu einer Entgiftung und Entlastung des Körpers. Neben dem Abnehmen steht der Verzicht auf alles, was im Körper Säuren bildet, im Vordergrund. Denn wir zivilisierten Menschen leiden meist unter Übersäuerung des Körpers. Basenfasten löst dagegen eingelagerte saure Stoffwechselschlacken und beugt damit chronischen Krankheiten vor. Eigentlich sollte man nicht von Basenfasten sprechen, sondern von einer weitgehenden Umstellung auf basische Lebensmittel. Man isst basenbildendes Obst von Äpfeln bis Zwetschgen, Gemüse und Pilze von Auberginen und Austernpilzen bis Zucchini und Pfifferlingen, Kräuter und Salate von Basilikum bis Spinat. Auch Sprossen, Keimlinge, Nüsse, Samen, basisches Eiweiß oder basische Nudeln können eine wichtige Rolle bei dieser Umstellung spielen. Nicht alle Säurebildner sind schädlich, aber man sollte wissen, welche Lebensmittel zu den Stoffen gehören, die „gute“ Säure bilden.

Chronische Krankheiten, die mit der Übersäuerung des Körpers zu tun haben können, sind z. B. Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Verstopfung, Durchfall, aber auch Migräne, Rheuma oder Hautprobleme. Wichtige Schritte vor dem Basenfasten sind der Verzicht auf Fast Food oder Convenience Food sowie die Entschleunigung des hektischen Alltags. Streichen Sie auf jeden Fall Fleisch und Wurst, Milchprodukte, Kaffee, Alkohol, Teigwaren, Fisch und Süßigkeiten von Ihrem Speiseplan. Dazu sollte man viel trinken, am besten Kräutertees und stilles Wasser. So kann man seinen Körper entlasten ohne zu hungern und gleichzeitig noch ein paar Pfund abnehmen.

basenfastenBasenfasten ist eine seit Jahrzehnten bewährte und weiterentwickelte Kurmethode, die der Gesundheit dient und zum Idealgewicht führen soll. Schonend und effektiv entsäuern, das klingt gut. Und noch besser klingt, was Margot Hellmiß in ihrem neuen Buch Basenfasten fürs Wochenende verspricht: Dass schon ein Wochenende mit basischem Essen neue Energie bringt und die Waage zwei Kilo weniger anzeigen lässt, ohne dass man Hunger leidet. Und weil Übersäuerungen auch die Stimmung vergiften, führt die Kurz-Entgiftung zu einer Aufhellung der Stimmung. Das Buch Basenfasten fürs Wochenende ist in dem renommierten Ratgeberverlag Südwest erschienen. Und Margot Hellmiß ist eine erfolgreiche freie Journalistin, die schon viele Ratgeber zu Ernährung, Medizin und Naturheilkunde schrieb. Was Fasten, Diäten und Entgiftungskuren angeht, ist sie eine ausgewiesene Expertin.

Lust bekommen auf ein basisches Weekendprogramm mit Gerichten aus saisonalen Obst- und Gemüsesorten? Dann wartet Wellness in den eigenen vier Wänden auf Sie. Ein Wellnesswochenende, das der Abschied von Gesundheitsrisiken sein kann.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Basenfasten fürs Wochenende!

Wolfsschlucht von Andreas Föhr

wolfsschluchtWolfschlucht von Andreas Föhr ist der sechste Fall des bayerischen Ermittlerduos Leonhardt Kreuthner („Leichen-Leo“, Polizeiwachtmeister) und Clemens Wallner (Kommissar). Die Kripo Miesbach muss wieder rund um den Tegernsee ermitteln – gleich in zwei Fällen. Schnell kommen Zusammenhänge auf zwischen den Fällen der verschwundenen jungen Frau und dem in der Mangfall samt Leichenwagen versunkenen Bestattungsunternehmer. Manche Leser schaffen den 400-Seiten-Krimi in einem Tag, so fesselt sie Andreas Föhr. Nicht nur mit atemloser Spannung, sondern auch mit Humor, denn Leichen-Leos Ideen sind irrwitzig. Manche Kritiker meinen, der Plot des Krimis Wolfsschlucht übertreibe. Er habe so viele außerordentliche Wendungen und Begebenheiten, dass er kaum mehr realistisch sein kann. Dazu kommen Zufälle und mancher dicke Spannungsauftrag. Gleichzeit aber urteilen auch diese Kritiker: Wolfsschlucht „funktioniert“, die Mischung aus Spannung und Humor, aus Lokalkolorit sowie lauten und leisen Tönen fesselt und lässt den Leser nicht zum Atmen kommen. Wer jetzt denkt, hier reiht sich Action an Action, liegt falsch, denn Andreas Föhr behandelt sehr einfühlsam die Probleme seiner Figuren, ob es sich um die Dominanz eines Ehemanns handelt oder Ängste um ein Kind. Das macht den Krimi vielschichtig und bis zum Ende interessant. Wolfsschlucht von Andreas Föhr weiterlesen

Restlaufzeit von Hajo Schumacher

restlaufzeitWenn sich früher Rentner im Supermarkt an der Kasse vordrängten, wich ich schon mal mit dem Hinweis aus: „Bitte gehen Sie ruhig vor. Sie haben ja eine geringere Restlaufzeit als ich!“ In der Zwischenzeit habe ich ein Alter erreicht, das mit 50+, Junggebliebene, Generation Feierabend oder ähnlichen Ausdrücken belegt wird. Deshalb treffe ich immer weniger Menschen, die älter sind als ich, was die Möglichkeiten, sie mit dem Restlaufzeitspruch vorzuführen und mich über sie lustig zu machen, stark einschränkt. Ich ertappe mich immer öfter bei Gedanken, die sich mit dem Alter, der mir verbliebenen Lebenszeit auseinandersetzen. Noch habe ich gut 15 Arbeitsjahre vor mir, aber ich will mich jetzt schon damit auseinandersetzen, wie es mir gelingen kann, die mir noch geschenkten Jahre so zu gestalten, dass sie gut verlaufen. Restlaufzeit von Hajo Schumacher weiterlesen

Unterwerfung von Michel Houellebecq

unterwerfungUnterwerfung ist ein Buch, das spaltet. Deshalb ist es wichtig, genau zu wissen, um was es in dem Buch geht. Schon der Titel ist missverständlich. Aus der Geschichte kennen wir die Unterwerfung von Völkern durch andere. Imperien wie das römische sind durch brutale Unterwerfung entstanden. Unsere Eltern und Großeltern erlebten noch, dass Hitler im Osten vor allem Russland unterwerfen wollte, um die seiner Meinung nach slawischen Untermenschen den deutschen Herren dienstbar zu machen. Aus dem Geschichtsunterricht kennen wir die Unterwerfung Kaiser Heinrich IV. unter den Papst Gregor VII. als „Gang nach Canossa“. Aber auch in der Psychologie spielt Unterwerfung eine Rolle. Der Mensch kann nicht Mensch werden, ohne sich gesellschaftlichen Regeln zu unterwerfen und so zu seiner eigenen Identität zu finden. Religiöse Menschen glauben, sich einem höheren Wesen unterwerfen zu müssen, um ihr Glück zu finden. Siehe Hiob, der sich in seinem Leiden Gott unterwirft und so wieder ins Glück gehoben wird. In der Körpersprache drückt sich die Unterwerfung eines Menschen aus, Menschen versuchen einander zu dominieren. Rousseau brachte die Unterwerfung selbst in die Staatslehre, denn nur wenn sich alle Menschen einem Gesellschaftsvertrag unterwerfen, kann ein Staat existieren und dem Einzelnen Freiheit innerhalb bestimmter Grenzen garantieren. Die letzten Jahrzehnte wurde die Unterwerfung der Natur durch den Menschen unter ethischen und ökologischen Blickwinkeln diskutiert. Und Sado-Masochisten kennen die Unterwerfung als sexuelles Spiel mit Dominanz.

Bei Michel Houellebecq geht es weder um nackte Tatsachen noch Körpersprache oder imperiale Überfälle. Sein Roman spielt 2022, also in naher Zukunft, und dreht sich um den Literaturwissenschaftler François, der über den dekadenten Schriftsteller Huysmans forscht und gleichzeitig in den Strudel der französischen Präsidentenwahl gerät. Für das höchste französische Amt bewirbt sich neben anderen ein charismatischer Kandidat der Bruderschaft der Muslime. Ihm gelingt es immer mehr Stimmen auf sich zu vereinen, was einen Bürgerkrieg in Frankreich auslöst. In Paris beginnen Tumulte, Aufruhr und Straßenkämpfe verfeindeter Lager und Kulturen. Autos brennen, Menschen werden angegriffen, Geschäfte geplündert und François entschließt sich Paris zu verlassen, ohne dass ihm ein Ziel vor Augen steht. Für ihn beginnt eine Reise in sein eigenes Inneres. Derweil gewinnt die fiktive muslimische Partei mit Hilfe der Mitte-Linken die Präsidentschaftswahl und beginnt Frankreich nach den Werten des Islam umzugestalten.

Der Dumont Buchverlag, der das Buch in Deutschland auf den Markt bringt, sieht Houellebecqs Buch Unterwerfung positiv und schreibt: „Unterwerfung handelt vom Zusammenprall der Kulturen und stellt Fragen zum Verhältnis von Orient und Okzident, von Judentum, Islam und Christentum – Fragen, die heute so relevant sind wie nie. Michel Houellebecq präsentiert sich als furchtloser Gesellschaftsdenker, der die bestimmenden Spannungsverhältnisse unserer Epoche mit großer Ernsthaftigkeit – und zugleich mit virtuoser Ironie – ausdeutet.“

michel-houellebecq-unterwerfung_2Fakt ist, Houellebecq gehört aktuell zu den meistgelesenen europäischen Schriftstellern und ist heftig umstritten. Seine Kindheit und Jugend war gelinde gesagt bewegt: Als Kind in Algerien aufgewachsen, wurde er nach der Scheidung der Eltern zu seiner kommunistischen Großmutter gegeben. Er studierte Landwirtschaft, wurde Landwirtschaftsingenieur, versuchte Film zu studieren, heiratete, konnte die Geburt seines Sohnes nicht verkraften, wurde depressiv, arbeitete als Informatiker, später im Landwirtschaftsministerium als Angestellter. Nebenbei schrieb er immer öfter. Mit Elementarteilchen feierte er 1998 seinen internationalen Durchbruch, bekam aber auch die Kritik an seiner Kritik der narzisstischen Konsumgesellschaft des Westens zu spüren. Vor allem die sexuelle Frustration dieser Gesellschaftsform zieht sich als Leitmotiv durch sein bisheriges Werk.

Was ich in Deutschland immer öfter höre, wenn ich mich mit gesellschaftlich oder politisch engagierten Menschen unterhalte, nimmt auch Michel Houellebecq für sich in Anspruch: weder „links“ noch „rechts“ zu sein. Auf dieser Basis provoziert er. Etwa indem er sagt, Hitler sei nicht schlimmer als Napoleon gewesen. Oder Stalin: Der erscheint ihm sympathisch, weil er viele Anarchisten umgebracht hat. Den Hitler-Kollaborateur Pétain sieht er positiver als De Gaulle, weil er nicht aus Frankreich floh. Den Islam nannte Houellebecq die dümmste aller Religionen, weshalb ihn Islamverbände und die Französische Liga für Menschenrechte verklagten. Grund: „Anstiftung zum Rassenhass“. Das war 2002, doch gab das Gericht die Klage mit dem Hinweis zurück, Religionen zu kritisieren ist ein Grundrecht. Für mich schon fast absurd dabei ist, dass Houllebecq selbst mit der Glaubensbewegung der Raëlianer sympathisiert, der „Bewegung für den Empfang der Außerirdischen, Schöpfer der Menschheit“. Als Symbol verwendet die religiöse Bewegung ein Hexagramm und anfänglich auch ein mit dem Hexagramm verbundenes Hakenkreuz, das jedoch durch ein Windrad ersetzt wurde. Im Glauben der Raeliens sind „Elohim“, wissenschaftlich weit fortgeschrittene menschenähnliche Wesen von anderen Sternen, für die Schöpfungsgeschichte auf der Erde verantwortlich. Erich Däniken lässt grüßen. Die Erde, so glauben sie, sei vor 22.000 Jahren geschaffen worden. Meine Tastatur sträubt sich, die weiteren religiösen Anschauungen dieser Glaubensgemeinschaft niederzuschreiben. Wen es interessiert: Die Wikipedia liefert alle Hintergründe.

Es wundert also nicht, dass viele Houellebecq als Rassisten, Reaktionär und Islamophoben bezeichnen. Die Frage für mich ist: Wie viel von dem, was der Schriftsteller von sich gibt, ist seine Meinung, wie viel ist einfach geschickte marktkonforme Strategie, um von der Literatur leben zu können. In einem jedenfalls ist ein Urteil klar: Houllebecq kann schreiben. Seine Sprache fasziniert in ihrer Beiläufigkeit. Und so stehen die vielen Literaturpreise, die seine Werke einheimsten, für die Würdigung seines Könnens, nicht für seine Inhalte. Dass niemandem Denkverbote auferlegt werden dürfen, ist eine Forderung unserer demokratischen europäischen Lebensordnung. Was verdrängt wird, kommt irgendwann an die Oberfläche. Das gilt auch für die europäische Angst vor dem Islam.

Ob es Muslime, Einwanderer, Homos, Schwarze oder Juden sind: Alle diese Minderheiten sind nicht nur Opfer. Sie sind wie wir, wie jeder von uns. Gut und böse. Vielleicht liegt darin der Vorwurf, den Houellebecq macht: Dass die Antifaschisten, die Frankreichs Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg beherrschten, das zu wenig sahen, auf dem Auge der Muslime, Einwanderer, Homos, Schwarzen und Juden blind waren. So betrachtet müssen die Mitte-Links-Kräfte in seinem Roman Unterwerfung 2022 den islamischen Politiker Ben Abbès wählen, um Marine Le Pen zu verhindern und geraten so wie ehemals Pétain in eine Kollaboration, diesmal mit einem Islam, der genauso faschistisch ist, wie es Hitler war. In Unterwerfung konvertiert auch François zum Islam, denn die Saudis zahlen ihm an der islamisch kontrollierten Sorbonne nach der Machtübernahme ein höheres Gehalt. Und er braucht keine jungen Studentinnen mehr zu verführen, sondern darf ganz legal drei Frauen halten, die jüngste davon 15 Jahre alt. Wie schön, dass der neue islamische Präsident im Élysée-Palast intelligenter als Hollande ist, die Kriminalität besiegt und die Arbeitslosigkeit beseitigt!

UnterwerfungUnterwerfung, so kann man das Wort Islam übersetzen. Hingabe der Gläubigen an Allah, aber auch die Unterordnung der Nichtgläubigen unter den muslimischen Gott. Houellebecq nennt die Lektüre des Korans ekelerregend und schreibt: „Sobald der Islam entsteht, macht er durch seinen Willen zur Unterwerfung der Welt auf sich aufmerksam. Seine Natur besteht darin zu unterwerfen. Es handelt sich um eine kriegerische, intolerante Religion, die die Menschen unglücklich macht.“ Und eine Provokation sei sein Roman in keinem Fall. „Ich verdichte eine Entwicklung, die meiner Meinung nach im Bereich des Wahrscheinlichen liegt.“ Die Visionen von einer islamischen Zukunft Frankreichs spielen mit den Ängsten der Franzosen. Die einen haben Angst vor der Herrschaft der Rechten, die anderen vor einer Übernahme Frankreichs durch den Islam.

Nach dem Attentat auf Charlie Hebdo in Paris hat das Buch Unterwerfung eine noch höhere Brisanz bekommen. Zwar geschieht die Unterwerfung unter den Islam bei Houellebecq friedlich und mit Unterstützung der französischen Linken und Konservativen, doch empfinden immer mehr Menschen den Islam nach dem Attentat selbst in seiner friedlichen Form als Bedrohung und fragen sich, wie viel Blut und Opfer es kosten wird, dass die Jahrhunderte dauernde Geschichte der Befreiung von Religion und ihren unterwerfenden Aspekten in Europa nicht umsonst war. Sie wird Blut und Opfer kosten. Freiheit von Unterdrückung und Dummheit ist nicht umsonst zu haben. Meinungsfreiheit, Aufklärung und Menschenrechte müssen auch von Anhängern des Islam geachtet werden, sonst gibt es keinen Platz für sie in unseren europäischen Kulturgesellschaften. Auch Zeugen Jehovas, Katholiken, Protestanten, Atheisten, Mormonen und andere müssen es sich gefallen lassen, dass man Witze, Comics oder Satire über sie und ihre Glaubensauffassungen macht. Wenn die Diskussionen über Houellebecqs Unterwerfung und das Attentat auf Charlie Hebdo diesen Grundkonsens einer multikulturellen Gesellschaft bestätigen, brächte uns das weiter.

Nehmen Sie teil an der Diskussion über den Roman Unterwerfung von Michel Houellebecq!

Initiative Fairer Buchmarkt: ein Warnsignal

fairer buchmarktSeit August 2014 ist die Initiative Fairer Buchmarkt aktiv. Der Name impliziert, es gäbe einen unfairen Buchmarkt. Und in der Tat: Die acht deutschen Autorenverbände, die sich zur Initiative zusammenschlossen, glauben das. Im Zielfernrohr der 2000 Autoren der Verbände ist Amazon und seine Bücherpolitik. 2000 Autoren wollen Amazon nicht mehr gewähren lassen und schrieben einen Offenen Brief an den Big Boss von Amazon, Jeff Bezos, und seinen deutschen Stellvertreter Ralf Kleber. Ausgelöst wurde dieser Offene Brief durch den Streit Amazons mit den Buchverlagen von Hachette und Bonnier. Weil die beiden Buchverlage nicht gewillt waren, den Forderungen von Amazon nach höheren Rabatten nachzukommen, stellte Amazon die Bücher von etwa 1500 deutschen Autoren auf „nicht lieferbar“ – über Monate. Monate, in denen die betroffenen Autoren weniger verdienten und für den Druck Amazons auf die Verlage benutzt wurden. Hunderte von Autoren in Geisel- oder Sippenhaft, boykottiert von Amazon, um mehr aus den Verlagen herauszupressen.

Damit hatte Amazon den Rubikon überschritten. Die Autoren schlossen sich gegen den amerikanischen Online-Giganten, der hierzulande auch auf dem Gebiet der Steuerzahlungen und des Umgangs mit seinen Beschäftigten in Verruf kam, zusammen. In ihrem Offenen Brief kritisierten sie darüber hinaus, dass Bonnier- und Hachette-Autoren nicht mehr in den Empfehlungslisten von Amazon vorkamen. Damit werde offen, dass Amazon nicht mehr für eine ehrliche Buchkultur stehe. In weiteren Stellungnahmen sieht die Initiative Fairer Buchmarkt durch Amazon die Vielfalt des Buchmarkts bedroht. Amazon wolle vor allem im E-Buch-Bereich seine Monopolstellung ausbauen. Mit dem Offenen Brief lösten die deutschen Autoren eine Welle gegen Amazon aus. Autorinnenverbände aus vielen anderen Ländern schlossen sich den Vorwürfen gegen Amazon an.

fairer buchmarktAber die Initiative Fairer Buchmarkt will keine Eintagsfliege sein. Deshalb geht sie gegen weitere in ihren Augen unfaire Bedingungen auf dem Buchmarkt an. Lese-Flatrates z. B. sind Fallstricke für Autoren und bedeuten den Ausverkauf der Literatur sowie das Unterlaufen der Buchpreisbindung. Viele Regelungen im Vertragsrecht, Urheberrecht oder dem Lizenzrecht seien nicht autorenfreundlich, die E-Book-Piraterie gehöre mit den Mitteln des Rechts schärfer bekämpft. Damit das Schreiben von Büchern auch in Zukunft ein Beruf bleibt, von dem gelebt werden kann. Die Autoren weigern sich billiges Futter für die Hersteller von Lesegeräten herzustellen und wenden sich gegen beleidigend niedrige Honorare für ihre Arbeit.

Dass mit der Initiative Fairer Buchmarkt zu rechnen ist, belegt sie gerade mit der „Aktion Lieblingsbuch“, die sie für den unabhängigen Buchhandel ausdachte. In Hunderten von deutschen Buchhandlungen stellen Autorinnen handsignierte Werke zum Verkauf zur Verfügung. Und eine weitere Aktion für die Frankfurter Buchmesse 2015 ist schon in der Mache. Ich drücke den Autoren von ganzem Herzen den Daumen, dass sie einen langen Atem besitzen. Man kann zwar der Meinung sein, dass im Buchmarkt alles fair zugeht, aber dass Schriftsteller, die bisher von ihrer Arbeit leben konnten, von international agierenden Online-Giganten mit Cent-Beträgen abgespeist werden sollen, das ist ein Verbrechen gegen die Kultur unseres Landes. Bei der Herstellung eines Produkts muss jeder Beteiligte auskömmlich leben können. Oder wollen Sie nicht auch für Ihre Arbeit gut entlohnt werden?

Links dazu:

Initiative Fairer Buchmarkt

Aktion Lieblingsbuch

 

Der letzte Tanz von Douglas Smith

Der letzte TanzDie russische Revolution von 1917 beseitigte nicht nur alte Zöpfe, sondern auch adelige Köpfe. Der letzte Tanz schildert den Terror, der mit den Bolschewisten über die russische Aristokratie hereinbrach. Douglas Smith zeigt das an den Beispielen der Adelsfamilien Scheremetew und Golizyn. Die Kommunisten erschossen ganze Adelsfamilien, ließen sie in sibirischen Lagern verhungern. Nur wenige konnten im Exil überleben, noch Jahrzehnte nach der Revolution erledigten Stalins Schergen das Ausrottungswerk am russischen Adel. Der letzte Tanz von Douglas Smith weiterlesen

Der Seidenspinner von Robert Galbraith

seidenspinnerDass sich hinter Robert Galbraith Joanne K. Rowling verbirgt, dürfte sich herumgesprochen haben. Zumindest seit dem Buch für Erwachsene mit dem Titel Der Ruf des Kuckucks (2013). Unter dem Pseudonym schrieb sie ihren ersten Krimi. Dabei hatte sie bereits ein Jahr zuvor mit Ein plötzlicher Todesfall ihren ersten Erwachsenen-Roman veröffentlicht. In Der Ruf des Kuckucks führte Galbraith alias Rowling den Privatermittler Cormoran Strike ein, einen Afghanistan-Veteranen, der nur noch ein Bein hat. Inmitten der High Society musste er einem Mordfall nachgehen. Der Seidenspinner von Robert Galbraith weiterlesen